Interview mit einem Elf.

Es ist der 13. Dezember, 15.50 Uhr. Berlin liegt im Nebel als ich mich auf den Weg nach Kreuzberg in den Viktoriapark mache. Hier, und nur hier in der Natur, wollte sich der Elf mit mir treffen. Ich flattere, nicht ohne Aufregung, durch ein paar Nadelbäume und tatsächlich da sitzt er. Lächelt freundlich und heißt mich Willkommen. Ich mustere ihn unauffällig und muss sagen, er gefällt mir. Der Elf ist sofort bereit mir meine mitgebrachten Fragen zu beantworten.


Auf einem Baum im Victoriapark erwartet mich der Elf.


Herr Elf! Ich darf Sie doch so nennen?

Ja natürlich, damit liegen Sie genau richtig. Man kennt mich auch als Winter-, Wald-, Bücher- und zurzeit als Weihnachtself. Fäschlicherweise werde ich manchmal als Troll bezeichnet. Mit diesen Wesen habe ich allerdings nichts zu tun. Bleiben Sie also bei Elf.

Herr Elf, vor einiger Zeit hörte ich davon, dass in New York Elfen, entschuldigen Sie das Wort, ihr „Unwesen“ treiben. Nun treffe ich Sie in Berlin an? Gehen wir auch in den Elfenwelten einem neuen Trend entgegen oder haben Sie einen besonderen Auftrag?

Typisch für New Yorker Elfen! Ich allerdings habe mich aus meinem isländischen Märchenwald aufgemacht, um mehr zu erleben. Ich plaudere zwar gern mit Riesentrollen in mächtigen Berghöhlen oder lese Wassernymphen meine neuesten Geschichten vor, aber auf Dauer fehlte mir das menschliche Publikum. Berlin schien mir der richtige Platz zu sein.

Oh sehr interessant, dann suchen also auch Elfen das Rampenlicht und bewegen sich gerne auf den Brettern, die die Welt bedeuten!?

Der richtige Ort, um meine Geschichten aus dem Märchenwald und andere Werke vorzutragen. Ich bestärke Kinder darin nie mit dem Träumen aufzuhören. Kreativität und Phantasie dürfen nie verloren gehen!

Bretter, die die Welt bedeuten!

Wenn ich das meiner Schrifsteller-Freundin erzähle wird Sie sie für den Friedensnobelpreis vorschlagen! Welchen Aufgaben haben Sie sich noch verschrieben?

Ich bin in Synchronstudios unterwegs, um anderen Phantasiewesen meine Stimme zu verleihen. Die Art und Weise wie man etwas sagt, kann einen Text völlig verändern und Gefühle verstärken.

Wem sagen Sie das, ich war zwei Mal verlobt!
Mein Lieber, aus zuverlässigen Kreisen habe ich erfahren, dass man Sie schon in diversen Verkleidungen gesehen hat. Können Sie dazu etwas sagen?

Eine meiner besonderen Begabungen. Sie hätten mich mal als kleinen Muck sehen sollen oder den Zauberer Merlin, ganz zu schweigen vom Kaufmannssohn Gustav in einem mystischen Ritterspiel.

Unvergessen in seiner Rolle als Merlin.

Mein Kompliment! Stimmt es, dass man sie zur Bienale nominiert hat?

Rufen sie mich an, wenn es soweit ist.

Herr Elf, in Island bewohnten Sie einen Hinkelstein. Nun leben Sie in einer hektischen Großstadt. Wie kamen Sie mit der Umstellung zurecht?

Gar nicht! Ich wohne in einem lichten Dachgeschoß nahe Potsdam. Ich brauche das grüne Umfeld und kann nur neben Bäumen und Wiesen schlafen. Kunst und Kultur hingegen finde ich in Berlin. Labsal für die Seele, finden Sie nicht auch Lady Mabel?

Nun ja, meistens sind bei einem Liederabend die Schnittchen das Beste!
Entschuldigen Sie meine Kühnheit, aber darf ich davon ausgehen, dass Ihre Ohren echt sind?

Oh, diese Frage bekomme ich immer wieder gestellt. Was glauben Sie, wie oft daran gezerrt wird, um die Echtheit zu überprüfen. Tut verdammt weh. Kommen Sie jetzt bitte nicht auf dumme Ideen, Lady Mabel Wingfield.

Ich bitte Sie, Contenance gehört zu meinen hervorstechenden Eigenschaften. Herr Elf, stimmt es, dass sie 199 Jahre alt sind? Woher nehmen Sie Ihr jugendliches Aussehen? Anti-Aging?

Elfenstaub und viel Schlaf! Wie alt ich bin weiß niemand genau. Bleibt zu hoffen, dass ich nicht bald zu einem alten Wurzelzwerg werde.

Ich bitte Sie!
Haben Sie schon einmal an eine Partnerschaft gedacht?

Ich habe eine kleine süße Zuckerfee gefunden, die mich mit Stimme und Herz für sich gewonnen hat. Sie unterstützt mich oft bei meinen Vorstellungen mit Gesang und Tanz.

Nein, wie romantisch!
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Denken, schreiben und verbreiten! Zurzeit bin ich noch mit meinen Weihnachtslesungen beschäftigt. Gerade habe ich ein Hörbuch besprochen. Ein Hörspiel mit Mutmachgeschichten für Kinder wird in Kürze folgen. Übrigens, eine nette Kollegin von Ihnen hat schon in diversen Zeitschriften über mich berichtet. Vivien Sommer.


Die Presse kommt nicht an ihm vorbei!

Ach ja? Komisch nie gehört!
Verehrter Herr Elf, lassen Sie mich meinen Dank aussprechen für dieses aufschlussreiche Gespräch.

Es war mir ein Vergnügen!

Bevor ich mich auf den Heimflug mache noch eine Frage: Darf ich Sie bei einem meiner nächsten Besuche in Berlin in ein Synchronstudio begleiten?

Ja, warum nicht. Sagen Sie mir rechtzeitig Bescheid, dann kann ich alles in die Wege leiten. Sie sind mir immer Willkommen.

Wie reizend!

Das wars für heute, liebe Leser.
Ich bleibe dran!
Ihre Lady Mabel Wingfield

Anmerkung der Redaktion:
Der ausführliche Text des Zeitungsartikels kann per e-mail angefordert werden. Die Elfwebseite lautet: www.dirkpetrick.de

Mabels blog

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh, der Elf gibt ja heiße interne news raus...... wow, das Interview muss ihm sehr sehr gut gefallen haben...... na bei so einer tollen Interview-Partnerin kein Wunder?

Wie lieb von dir, dass du uns teilhaben lässt........

GGLG Tina

bambi kann beißen hat gesagt…

Rudi schreibt:

Hochverehrte gnädige Lady Wingfield!

Hier sitze ich, meine liebe Mabel, ein Stück Mohnstrudel und eine Tasse Kräutertee vor mir. Meine Nase glüht mir vor Freude, so erquickt bin ich über Ihre Einladung zu einem Interview mit meiner bescheidenen Wenigkeit. Ich fühle mich sehr geehrt!

Habe soeben Ihr äußerst mitreißendes und sehr erbauliches Interview mit diesem Herrn Elf verschlungen. Da ich selbst nächtliche Kontakte mit der geflügelten Anderswelt pflege, kann ich nur betonen wie wichtig es ist, solche authentischen und aufklärenden Worte unter die Menschheit zu bringen. Sehr lobenswert!

Hinsichtlich des Interviews schlage ich vor, auch vor dem Hintergrund, dass mir ein Tapetenwechsel sicherlich gut zu Gesicht stehen würde, dass ich diesmal reise und zwar zu Ihnen liebe Mabel. Man bedenke die Strapazen der Berlinreise, die sicher noch in jeder Ihrer Federn steckt. Es gibt da so eine günstige Reisegesellschaft, die ihre Passagiere in komfortabel ausgestatteten Päckchen, auf direktem Wege zum Empfänger verschickt. Dann könnten wir zusammen Weihnachten verbringen und vielleicht auch gemeinsam das neue Jahr begrüßen. Wie lebhaft ich uns vor mir sehe! Was halten Sie von meiner kühnen Idee!

In freudiger Erwartung Ihrer baldigen Rückantwort verbleibt Hochachtungsvoll

Ihr Rudi!

Barbara hat gesagt…

elfische Gedanken und Antworten... man kann richtig abtauchen in eine virtuelle Welt...danke..LG Barbara

HannaPurzel hat gesagt…

Ganz zauberhaft! Ich musste direkt das Weihnachtshörbuch bestellen!!!!
LG Isabelle

das Musenkind hat gesagt…

Rudi,Du lieber Himmel! Sie wollen diese weite, risikoreiche Reise tatsächlich in einem Postpaket antreten? Kaum auszudenken was Ihnen alles passieren kann... Selbstverständlich erwarte ich Sie mit Freude und halte eine Schere zur sofortigen Befreiung bereit.
Da ich die Weihnachtstage im südlichen Sussex bei Earl Mathew Seafood verbringe erreichen Sie mich hier in der Schreibwerkstatt wieder ab dem 28.12.diesen Jahres.
Bei rechtzeitigem Eintreffen Ihrerseits könnten wir hier die Korken knallen lassen.

Have a good trip - und gehen Sie mir um Gottes Willen nicht verloren!

Ergebenst
Ihre Lady Mabel

Rappsodie hat gesagt…

Dear Lady Wingenfeld,
herzlichen Dank für das wunderbare Interview.
Erstaunlich ihre tiefgründigen Fragen und ihr Talent dem Elf interessante Internas herauszulocken.
Darf ich sie fragen, wie sie sich auf ein Interview vorbereiten? Haben sie bestimmte Rituale, forschen sie in der Vita des Interviewpartners, machen sie sich zu Fragen Notizen? Sie sehen Fragen über Fragen.
Es grüßt herzlichst
Doris

Sandra Monat hat gesagt…

Liebste Mabel, die Strapazen haben sich gelohnt. Dein Interview kennzeichnet einen echten Meilenstein in der Geschichte der Reporterkunst. Ich sage nur, eloquent, auf den Zahn gefühlt, blitzgescheit kombiniert & am Puls der Zeit. Bleiben Sie dran!
F!